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Das Runde im Eckigen

Arnsbergs Rathaus als Wegweiser für den Wandel einer „Zwangsehe“ zu einer modernen Einheit

Heinrich Lübke

„Bürger sein heißt […]: sich jederzeit mitverantwortlich fühlen für das, das im Gemeinwesen geschieht und die Verantwortung ernst nehmen, die uns unsere freiheitliche, demokratische Grundordnung zuweist.“

Bundespräsident Heinrich Lübke im Vorwort zu „Das neue Rathaus in Neheim-Hüsten“ (1968).

Eine lange Geschichte verbindet die Arnsberger Stadtteile Neheim und Hüsten, welche schon im Jahr 1941 zur Stadt Neheim-Hüsten zusammengelegt wurden.

Eine lange Geschichte verbindet die Arnsberger Stadtteile Neheim und Hüsten, welche schon im Jahr 1941 zur Stadt Neheim-Hüsten zusammengelegt wurden. Nachdem bereits in den Jahren 1358 (Neheim) bzw. 1360 (Hüsten) Stadtrechte durch den letzten Arnsberger Grafen Gottfried IV. verliehen wurden, erhielt die anfänglich noch als „Zwangsehe“ empfundene Verbindung - eine zwischenzeitlich angestrebte Abtrennung Hüstens von der neu entstandenen Stadt Neheim-Hüsten wurde erst im Jahr 1956 endgültig verworfen - schließlich im Jahr 1968 ihr gemeinsames Rathaus. Die Idee eines neuen Rathauses in der Mitte und seine ursprüngliche architektonische Konzeption nahmen den Wandel Neheim-Hüstens von einer „Zwangsehe“ hin zu einer funktionierenden Einheit vorweg. Nun wird mit der Rathaussanierung und dem Teilumbau zu einem Bürgerzentrum der Weg bereitet für eine offene und zukunftsweisende Verwaltung.

Von „T“ zu „T“ – Trauring statt Tauziehen

Der Standort zwischen Neheim und Hüsten war ein symbolischer Akt. Statt ein „Tauziehen“ zwischen den beiden Stadtteilen zu eröffnen wurde ein verbindender Ort in der Mitte gewählt und zwar am Kreisverkehr „Trauring“. Der große Kreisverkehr in unmittelbarer Nähe zum neuen Rathaus ist nur den älteren Bürgern noch aktiv im Gedächtnis; er musste in den 1990er Jahren dem Autobahnbau weichen. Als symbolisches Gebilde galt er als „Trauring“ der beiden Stadtteile Neheim und Hüsten.

Der Rathausneubau war ein bedeutender Baustein einer größeren Neuplanung, die auch den Bahnhofsbereich und das Schulzentrum am Berliner Platz umfasste. Heute zählt dieser gesamte Bereich zum Stadtumbaugebiet Hüsten.

Raumplanung

Dieser Bereich hatte ursprünglich nichts mit einer Stadtmitte zu tun. Auf dem Gelände des heutigen Rathauskomplexes befanden sich damals Anlagen der Firmen Bergmann, Möller und Osterhaus. Auch wenn man hier nicht von der Herausbildung eines neuen Stadtmittelpunktes mit Geschäften ausging, wurde dennoch das Ziel verfolgt, von der bisherigen Randlage eine neue Innenstadtlage zu entwickeln.

Aufgabe des Architekten war es, das vielgliedrige Raumprogramm des Rathauses in geschickter Weise zu erfüllen und dem Bauwerk eine Form zu geben, die aussagt: hier steht das Rathaus der Industriestadt Neheim-Hüsten.

Das Rathaus Arnsberg ist nicht nur eine Stadtdominante und ein Zeugnis des „Brutalismus“ der 60er Jahre, sondern es ist auch von Bedeutung für die Geschichte der Stadt Arnsberg und ihrer Bürger.

Großer Sitzungssaal

Aufgabe für den Künstler war
Ratssaal und Plastik von Josef Rikus

Aufgabe für den Künstler war, die Wand im großen Sitzungssaal nach einem gegebenen Thema so zu gestalten, dass das Zusammenwachsen der beiden Stadtteile Neheim und Hüsten bildhaft zum Ausdruck kommen sollte.

Zu beiden Seiten der großen Tür wachsen zwei Bäume empor, die sich oberhalb der Tür entfalten und zusammenwachsen, dargestellt durch flüchtige Betonelemente. Auf dem Untergrund symbolhaft dargestellt in blauem Glasmosaik der Verlauf der Ruhr, deren Flußlauf beide Städte miteinander verbindet. Auf der Tür aus Remanitstahl stellen die Türgriffe aus Bronze den „Trauring“ dar, den großen Verteilerkreis, der zwischen beiden Stadtteilen liegt, und von dem die Ausfallstraßen abzweigen.

Im Wandel der Zeit

Rathausplanung bzw. -vergangenheit

Mit den ersten Bauarbeiten des Rathausneubaus wurde im Frühjahr 1965 begonnen; die Grundsteinlegung des Rathauses fand am 1. April 1966 statt, zum 25-jährigen Jubiläum des Zusammenschlusses von Neheim und Hüsten. Im gleichen Jahr wurde ein Wettbewerb durchgeführt, um Vorschläge für die künstlerische Gestaltung des Ratssaales zu erhalten. Sämtliche Modelle des künstlerischen Wettbewerbs mussten überarbeitet werden. Schließlich schlug der Architekt des Rathausneubaus Rudolf Bürgin aus Hochdahl bei Düsseldorf vor, einen Künstler auszuwählen und mit ihm eine Gestaltung für den Rathaussaal zu erarbeiten und ihn auch mit der weiteren künstlerischen Gestaltung im Rathaus zu beauftragen.

Architekt Rudolf Bürgin

„Wo auch immer, das alte Rathaus steht im Mittelpunkt der Stadt, dominierend über die Dächer dere Bürgerhäuser, meist ein Dreiklang mit Kirche und Burg, oft genug auf engem Raum, da dieser in der aus Sicherheitsgründen umwehrten Stadt kostbar war.

Soweit unsere Vorstellungen aus vergangener Zeit.

Welch ein Wandel aber heute! Technischer und sozialer Fortschritt vermehrten in ungeahnter Weise die Verwaltungsaufgaben der Städte. Verkehr, Lebensstandard, Bauvolumen, Industrie, Kultur und Wissenschaft verwandelten das Gesicht der Städte und verlangten natürlich auch einen Typ des Rathauses, der der Wandlung der Aufgaben gerecht wird.“

Architekt Rudolf Bürgin

Zukunft

Das Rathaus soll auch in Zukunft das verbindende Element bleiben.

Und noch viel mehr als das. Es soll, mit der Sanierung und dem Teilumbau zu einem Bürgerzentrum, für eine zukunftsweisende Verwaltung stehen. Durch einen ganzheitlichen Ansatz, soll es den heutigen Anforderungen von Gesellschaft, Verwaltung, Politik und Klimaschutz gerecht und zu einem bedeutenden Mittelpunkt für die Bürger werden.

Rathaus soll
Zusammen

Begleiten Sie in den kommenden Wochen und Monaten auf dieser Seite die Erkundung der Geschichte und der Zukunft des Arnsberger Rathauses. So wie das Rathaus, wird sich auch diese Seite fortlaufend weiterentwickeln.

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Bild: vr-architekten/rendertaxi